PZ | 21.3.2019 |
25.03.2019
13.03.2019
Jahresbericht | Nachhaltige Bibliotheksarbeit
Ein Jahresbericht
in 17 Kapiteln
17 Ziele sind es nämlich, die in der UNO Agenda 2030 für
nachhaltige Entwicklung festgeschrieben sind und die auch von Bibliotheken
umgesetzt werden. Im September 2015 wurde das Manifest von den Mitgliedsstaaten
der Vereinten Nationen verabschiedet. Die 17 Ziele betreffen sowohl die
wirtschaftliche, die umweltpolitische als auch die gesellschaftliche
Entwicklung der Menschheit. Der vorliegende Jahresbericht der Bibliothek Hans
Glauber ist ein Versuch, ein Arbeitsjahr auf diese 17 Ziele hin zu skalieren.
Ziel 1 und 2:
Keine Armut und keine Hungersnot
Wie viele Bibliotheken stellt auch die Bibliothek Hans Glauber
eine Reihe von Angeboten und Dienstleistungen frei zur Verfügung, die in einer
langen Kette von Information, Bildung und sozialer Integration dazu beitragen,
dass Menschen eine Existenz aufbauen und erhalten können. 2018 bot die
Bibliothek ihren rund 33.000 Besuchern an 250 Öffnungstagen einen angenehmen
und stimulierenden Aufenthaltsort. Im Speziellen hat die Bibliothek Hans
Glauber auch mitgeholfen, das Projekt OLGA bekanntzumachen, ein übergemeindliches
soziales Netzwerk, das Lebensmittel einsammelt und an Bedürftige vergibt.
Ziel 3: Gute
Gesundheitsversorgung
Neben einem reichen Angebot an Medien, das den mündigen Umgang des
Menschen mit der eigenen Gesundheit fördert, hat die Bibliothek 2018 Vorträge
zum Thema Aromatherapie, Patientenverfügung, Traumatherapie und Alzheimer
angeboten, außerdem Yoga-Kurse sowie Workshops zu Ernährung und
Energie-Management. In Zusammenarbeit mit der Mittelschule wurde ein
Gesundheitstag organisiert. Ein besonderes Highlight war der Vortrag von Dr.
Med. Michael Nehls, der klarmachte, wieviel jeder Einzelne für die Prävention
von Alzheimer tun kann.
Ziel 4:
Hochwertige Bildung
Es gehört zum Kernauftrag und zum Selbstverständnis von
Bibliotheken, hochwertige Bildung zu vermitteln. Den Nutzern der Toblacher
Bibliothek stehen rund 10.000 Bücher, 750 Hörbücher und Musik-CDs, 1.500 DVDs,
200 Spiele in Form von Konsolen, Unterhaltungs- und Lernspielen sowie 100
Zeitschriften-Titel und Tageszeitungen zur Verfügung. 2018 wurde der Bestand
mit rund 900 neuen Medien bestückt, sodass die Inhalte stets aktuell sind. Die
Nutzer können sich über den landesweiten Leihverkehr auch Medien aus den Bozner
und der Meraner Bibliothek liefern lassen. Bei rund 80 Veranstaltungen, Buchvorstellungen
– Vorträge – Workshops – Ausstellungen – Konzerte – Theater – Performance,
hatten Besucher die Gelegenheit, sich in ganz unterschiedlichen Bereichen
weiterzubilden. Hinzu kommen rund 100 Veranstaltungen und didaktische Einheiten
für Kindergarten, Grund- und Mittelschule. Im Jahr 2018 hat die Bibliothek
erneut das Qualitätszertifikat erhalten.
Ziel 5:
Gleichberechtigung der Geschlechter
Eine Autorin, die sehr auf die Gleichberechtigung der Geschlechter
bedacht ist und durch ihr charismatisches Auftreten dazu beiträgt, Frauen zu
stärken, ist die Grand Dame der italienischen Literatur, Dacia Maraini. Im
Sommer 2018 stellte sie einem großen Publikum das Buch „Tre donne“ vor, das
soeben auch in deutscher Sprache erschienen ist. Außerdem hat sich die
Bibliothek an der Initiative “Posto occupato – Besetzter Platz“ beteiligt und
mit mehreren Installationen symbolisch zur Gewalt-Freiheit gegenüber Frauen
aufgerufen.
Ziel 6: Sauberes
Wasser und sanitäre Einrichtungen
In nahezu jedem Grundwasser ist Glyphosat nachgewiesen worden.
Diese und viele andere Fakten rund um das brisante Thema, erläuterte der
Umweltchemiker und Autor Dr. Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000 in seinem
Vortrag, den die Bibliothek in Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss auf
Anregung einer Besucherin organisiert
hat. Der Vortrag informierte sowohl über die Machenschaften der großen Konzerne
als auch über die Möglichkeiten eigenverantwortlichen Handelns.
Ziel 7:
Erneuerbare Energien
Die Energieversorgung der Bibliothek (Strom und Heizung) erfolgt
über umweltverträgliche Wasserkraft- und Hackschnitzelwerke. Sämtliche
Abfallmaterialien werden recycelt oder sogar kreativ wiederverwertet,
beispielsweise für Papierkunstwerke, CD-Deko, Ausstellungs-Arrangements
usw.
Ziel 8: Gute
Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum
Die Bibliothek als informeller, aber stimulierender Lern- und
Weiterbildungsort fördert die Karriere heranwachsender Jugendlicher sowie das
lebenslange Lernen, beispielsweise durch die Bereitstellung oder Beschaffung
von fach- und studienspezifischer Literatur oder durch Kurse und Workshops.
2018 wurden verschiedene Englischkurse angeboten – teilweise mit
berufsbezogenem Schwerpunkt-, Tom Weninger agierte als Lesemotivator und Thomas
Troi brachte jungen Menschen sicheres Auftreten und rhetorische Gepflogenheiten
bei. Künstlerische Fertigkeiten wurden bei mehreren Kreativ-Workshops
vermittelt. Die Computeria half Menschen jeglichen Alters im Umgang mit
digitalen Geräten.
Ziel 9:
Innovation und Infrastruktur
Die Bibliothek Hans Glauber versucht immer wieder innovative Ideen
zu vermitteln und zu realisieren. 2018
hat sie in Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss im Rahmen des Projekts
„Blühende Welten – Insekt und Intellekt auf der Suche nach ihrem natürlichen
Habitat“ einen Ferrozement-Workshop organisiert. Entstanden ist eine für
Südtirol einzigartige Plastik, die mehrere Schmetterlinge darstellt und an die
Wichtigkeit der Insekten im Ökosystem erinnert. Darüber hinaus ebnet die
Bibliothek ihren Besuchern den Weg zu moderner Kommunikations- und Informationstechnologie,
egal ob es sich dabei um freien Internet-Zugang, um die Nutzung von i-Pads,
i-Pods, Ebook-Readern, Bee-bots und der entsprechenden Inhalte handelt,
beispielsweise der Onleihe biblio24.
Ziel 10:
Reduzierte Ungleichheiten
Damit erfüllt sie auch Ziel 10, da sie gleichberechtigten Zugang
zu Information durch die Bereitstellung von Print-Medien, Hard- und Software
sowie durch ihre Bildungsarbeit ermöglicht. Abgesehen davon ist die Bibliothek
ein beliebter Ort für den Integrationsunterricht, für Lesetraining mit
Immigranten, als erste Anlaufstelle für bürokratische Angelegenheiten – gerade
für Fremdsprachige, als Treffpunkt verschiedenster sozialer Gruppen usw.
Ziel 11:
Nachhaltige Städte und Gemeinden
Die Bibliothek leistet zur Dokumentation und zur Bewahrung des
kulturellen Erbes der Gemeinde einen wichtigen Beitrag. Sie arbeitet mit dem
Dorfchronisten zusammen und sammelt für ihn die ortsrelevanten Pressetexte. In
der Redaktion des Gemeindeblatts bringt sie sich aktiv ein und trägt mit dazu
bei, dass lokale Geschichte aufbereitet und für die Nachwelt festgehalten wird.
2018 hat sie wieder an der Bildungswoche mitgearbeitet, die sich mit lokalen
historischen und geographischen Themen wie dem Ersten Weltkrieg, dem Tourismus
in Schluderbach und den Flurnamen auseinandergesetzt hat. In der Reihe
„Abenteuer Familie“ wurden zahlreiche Vorträge und Seminare angeboten.
Familienbildung stärkt eine Gemeinde in ihren kleinsten und elementarsten
Gemeinschaften.
Ziel 12:
Nachhaltiger Konsum
2018 hat die Bibliothek in Zusammenarbeit mit der Zeitbank
Hochpustertal zwei Kleidertausch-Partys
und ein kleines Repair-Café zur Anpassung von Kleidungsstücken
organisiert. Damit setzte sie ein Zeichen für den bewussten Umgang mit
Konsumgütern. Für 2019 ist ein Vortrag mit Biobauer Michael Oberhollenzer und
Dr. med. Rudolf Gruber geplant, bei dem die ökologische, gesundheitliche und
soziale Nachhaltigkeit biologischer Produktion beleuchtet wird.
Ziel 13, 14 und
15: Maßnahmen zum Klimaschutz, Leben unter dem Wasser, Leben an Land
Mit dem Projekt „Blühende Welten – Insekt und Intellekt auf der
Suche nach ihrem natürlichen Habitat“ hat die Bibliothek in Zusammenarbeit mit
ihren Partnern Vorträge und Initiativen organisiert, die sich theoretisch und
praktisch mit dem Schutz und Erhalt von Ökosystemen auseinandergesetzt haben.
U.a. wurden Bienen- und Insektenweiden angelegt, eine Nacht-Exkursion
durchgeführt und breit gefächerte Sensibilisierungsarbeit geleistet. In
Zusammenarbeit mit der Zeitbank Hochpustertal wurde das erste „Toblacher
Pflanzen-Marktl“ organisiert, bei dem nicht nur Pflänzchen und Saatgut sondern
auch jede Menge Erfahrungen ausgetauscht wurden.
Ziel 16: Frieden
und Gerechtigkeit
Frieden- und Gerechtigkeit entstehen auch durch freie
Meinungsäußerung. „Kann Kunst als zahnloser Tiger Trump beißen?“ lautete der
Titel einer Wanderausstellung, die auf Initiative der Bibliothek in Toblach
präsentiert wurde und rund 140 kritische Mini-Werke zur Präsidentschaft Trumps zeigte.
Im August war der für den Friedensnobelpreis nominierte Padre Alejandro
Solalinde zu Gast, um sein Buch „I narcos mi vogliono morto“ vorzustellen. Mit
beeindruckender Bescheidenheit berichtete er von seinem Kampf für Gerechtigkeit
in einem der gefährlichsten Länder der Erde, in Mexiko. Francesca Melandri
griff in ihrer Buchvorstellung „Sangue giusto“ die heikle Thematik des
Kolonialismus und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft der Gegenwart auf,
ein Abend, der nachdenklich machte.
Ziel 17: Partnerschaften,
um die Ziele zu erreichen
Die Bibliothek Hans Glauber ist mannigfach vernetzt. Auf
Landesebene arbeitet sie im Vorstand des BVS und der Volkshochschule sowie in
verschiedenen vom Amt für Bibliotheken und Lesen koordinierten Arbeitsgruppen,
beispielsweise der Bestellgruppe für die biblio24. Vor Ort steht sie mit dem
Bildungsausschuss und den Schulen in einer fruchtbaren Symbiose; andere
wichtige Partner sind das Naturparkhaus Drei Zinnen, die Stiftung Euregio
Kulturzentrum, der Jugenddienst, die Südtiroler Krebshilfe, der
Tourismusverein, Imkerverein und Bäuerinnen sowie weitere Vereine.
Kooperationen gibt es auch mit der Gemeinde Cortina.
Ausblick 2019
Im Jahr 2019 baut die Bibliothek auf diese Partnerschaften auf und
setzt das Projekt „Blühende Welten – Mut zur Eigenart“ um. Es geht um Menschen,
die durch ihre Authentizität etwas zum Blühen gebracht haben. Unter anderem
sind Veranstaltungen mit Erika Pluhar, Andreas Englisch und Monika Hauser
geplant.
06.03.2019
01.03.2019
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